Im Grunde genommen ist es egal, wie ich die
Gemeinschaft mit meinem Hund nenne, wenn damit nicht automatisch eine bestimmte
Art der Hundeerziehung beschrieben wird.
Diesen klugen Satz fand ich neulich auf einer Internetseite1. Und doch ist die Bezeichnung „Rudel“ eines der ewigen Streitthemen in etlichen Hundeforen und Diskussionsgruppen. Ich bin der Meinung, dass es nur einen Grund gibt, weshalb sich viele gegen diese Bezeichnung aussprechen. Oder gar aversiv darauf reagieren. Es ist die damit oft verbundene Denke über Erziehungsmethoden. Gerne kommt man von Rudel auf Rudelführung und von Rudelführung auf Rangordnung, Dominanz und Hausstandsregeln.
Diesen klugen Satz fand ich neulich auf einer Internetseite1. Und doch ist die Bezeichnung „Rudel“ eines der ewigen Streitthemen in etlichen Hundeforen und Diskussionsgruppen. Ich bin der Meinung, dass es nur einen Grund gibt, weshalb sich viele gegen diese Bezeichnung aussprechen. Oder gar aversiv darauf reagieren. Es ist die damit oft verbundene Denke über Erziehungsmethoden. Gerne kommt man von Rudel auf Rudelführung und von Rudelführung auf Rangordnung, Dominanz und Hausstandsregeln.
Betrachten wir im Folgenden daher den Begriff „Rudel“
unabhängig von diesen Zusammenhängen, die zwar oft vorkommen, aber für die Betrachtung
der Bezeichnung „Rudel“ unerheblich sind und auch einer hiervon getrennten
Einordnung bedürfen. Zudem werden wir
Erziehungseinstellungen nicht dadurch ändern, dass wir Begrifflichkeiten in
Frage stellen. Sondern indem wir bzgl. dieser Erziehungsmethoden eine ehrliche
Einsicht bei den Hundehaltern und Hundetrainern erzielen.
Schauen wir zunächst einmal umgekehrt auf das Verhältnis
zwischen Mensch und Hund. Was ist denn der Hund für uns? Auf jeden Fall ein
Haustier. Auch ein Freund. Irgendwie sogar ein Familienmitglied. Höre ich Widerspruch?
Wenn nein, wieso nicht? Kann ein Hund ein Freund sein? Mal im Duden die
Definition für "Freund" nachschlagen: „Eine Person...“. Ok, also kein
Freund. Familienmitglied streng genommen auch nicht. Denn eine Verwandtschaftsbeziehung
ist definitiv nicht vorhanden. Hier erkennen wir also die Tücken, wenn wir
anfangen, jede Bezeichnung ganz streng nach Duden & Co zu beleuchten. Die Definition,
was ein Rudel ist, sollte man schon kennen. Aber der Duden ist auch nur ein
sich dynamisch anpassender Spiegel unserer Erkenntnisse und unserer
Gesellschaft. Eine sehr gute Definition, verhaltensbiologisch, bietet online Wikipedia2:
Rudel ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine
geschlossene und individualisierte Gruppe von Säugetieren. Ein Rudel ist eine
geschlossene Gruppe, weil die Mitglieder eines Rudels nicht beliebig
austauschbar sind und es ist eine individualisierte Gruppe, weil die Mitglieder
der Gruppe sich untereinander erkennen.
Wir könnten also, genauso wie wir etwas unsachgemäß unseren
Hund als Freund bezeichnen, die Gemeinschaft mit ihm als Rudel bezeichnen. Auch
etwas unsachgemäß? Das denke ich nicht. Alle Kriterien der obigen Definition
werden erfüllt. Es kommt außerdem nicht darauf an, wie wir den Hund sehen.
Sondern eher darauf, wie uns der Hund sieht. Das allerdings werden wir leider
nie genau wissen können. Doch wir können sein Verhalten beurteilen. Er weiß,
dass wir keine Hunde sind. Aber er verhält sich uns gegenüber in vielerlei
Hinsicht ähnlich wie gegenüber Rudelmitgliedern seiner Art. Er fordert uns
ähnlich zum Spielen auf. Er behauptet sich uns gegenüber ähnlich und gibt
ähnlich nach. Er schnüffelt sogar auch gerne in unserem Genitalbereich (nur wir
tun es aus guten Gründen nicht umgekehrt). Er sucht ähnlich nach Körperkontakt
und braucht uns in ähnlicher Weise. Weshalb sollten wir also auf die
Bezeichnung "Rudel" verzichten, wenn nicht aus dem oben genannten und
schon entkräfteten Grund der davon zuweilen fälschlich abgeleiteten
Erziehungsmethoden?
Letzter Rettungsanker für die Gegner dieser Bezeichnung: In manchen Definitionen von „Rudel“ steht, dass die Mitglieder (fast) ausschließlich einer und derselben Art angehören. Und Mensch und Hund gehören nun einmal einer anderen Spezies.
![]() |
Eine Herde aus ca. 30 Menschen und 40 Hunden beim Februar-Spaziergang. Ganz vorne: Sharik. |
Ich argumentiere dagegen und behaupte, dass ein Rudel nicht
zwingend aus gleichartigen Lebewesen bestehen muss. Bei einer Herde ist das
bereits laut Definition der Fall. Es schließen sich zuweilen unterschiedliche
Tierarten zu Herden zusammen. Damit eine so kleine Gruppe wie ein Rudel aus
Mitgliedern verschiedener Arten bestehen kann, müssen Kriterien erfüllt sein,
die kaum in der Natur vorkommen. Die unterschiedlichen Spezies müssen
- für sich genommen mit Anderen der eigenen Spezies in Gemeinschaften leben,
- miteinander sozial verträglich sein,
- einen Vorteil von der Gemeinschaft haben,
- miteinander kommunizieren können,
- miteinander zu vereinbarende Lebensbedingungen haben.
Die einzige soziale Gemeinschaft, die diese Kriterien
erfüllt, ist die Gemeinschaft zwischen Mensch und Hund.Und wie nennen wir das? Ein Team?
Schauen wir doch mal auf diese heutzutage so modern gewordene
Bezeichnung Mensch-Hund-Team. Würde der Hund das Wort Team für zutreffender
halten als die Bezeichnung Rudel? Bilden Hunde Teams untereinander? Besteht ein Team laut Duden nicht gar immer aus
Personen? Und wenn wir da schon ein Auge zudrücken, werden Teams nicht immer
nur temporär und zum Erreichen irgendwelcher Ziele gebildet? Den Begriff können
wir also ebenso hinterfragen.
Natürlich werden wir, mein Hund Sharik und ich, temporär auch mal zu einem Team. Wenn ein Leckerlie irgendwo unterm Schrank verschwindet, dann schiebe ich vor und Sharik holt es mit der Pfote zum Schluss raus. Oder wenn wir draußen Free Agility machen. Oder wenn fremde Kids über das Tor klettern und bei uns im Hof die Krimübernahme nachspielen. Dann lasse ich Sharik schon mal vom Balkon aus ankündigend bellen, ziehe ihm einen Maulkorb an, obwohl er keiner Fliege was zuleide tun kann, und gehe mit ihm gemütlich die Feuertreppe runter. Dann sage ich zu den Radaukids nur: "Kinders, raus ... oder Hund?" Dann ist für Tage Ruhe im Stall. Dann agierten wir als Team. Temporär.
Natürlich werden wir, mein Hund Sharik und ich, temporär auch mal zu einem Team. Wenn ein Leckerlie irgendwo unterm Schrank verschwindet, dann schiebe ich vor und Sharik holt es mit der Pfote zum Schluss raus. Oder wenn wir draußen Free Agility machen. Oder wenn fremde Kids über das Tor klettern und bei uns im Hof die Krimübernahme nachspielen. Dann lasse ich Sharik schon mal vom Balkon aus ankündigend bellen, ziehe ihm einen Maulkorb an, obwohl er keiner Fliege was zuleide tun kann, und gehe mit ihm gemütlich die Feuertreppe runter. Dann sage ich zu den Radaukids nur: "Kinders, raus ... oder Hund?" Dann ist für Tage Ruhe im Stall. Dann agierten wir als Team. Temporär.
Also: Lasst uns doch das erste gemischte Rudel sein.
Menschen und Hunde, ein großartiges zwischenartliches Rudel. Aber ohne
Erziehungsmethoden, die dieser tollen Gemeinschaft mehr schaden als nützen. Und
seien wir dabei keine Rudelführer, die andere Mitglieder dominieren und selbstherrlich
bestimmen, wo es lang geht. Sondern Rudelleiter, die maximale Freiheit für
jedes Rudelmitglied anstreben aber zum Wohle der gesamten Gemeinschaft und
deren Umwelt auf die Einhaltung bestimmter Regeln und Grenzen bestehen müssen
und sie, wenn nötig, respektvoll und angemessen durchsetzen.
Euer Rudelleiter
Irek
Euer Rudelleiter
Irek
1 Ich nenne weder die Autorin des Zitats noch die Seite
selbst, weil die sich dort befindende Rubrik „Märchenstunde“ schon etliche
Magendrehungen bei mir verursacht hat. Weder möchte ich solche Seiten
empfehlen, noch darauf verlinken aber diese auch nicht durch Nennung schlecht
machen.
Ach, endlich mal jemand, der sich von dieser unsäglichen Diskussion um die Definition Rudel nicht verunsichern lässt....
AntwortenLöschenICH lebe im Rudel mit mehreren nicht verwandten Hunden - seit 20 Jahren mit naturgemäßen "Zu- und Abgängen". Wir Rudelmitglieder kümmern um uns untereinander, wenn es einem von uns schlecht geht oder wenn es mal einen Streit gibt usw. JA, WIR - denn wir sind eine Familie, zwar Adoptivfamilie, also nicht verwandt, und sogar artübergreifend, aber wir gehören zusammen, sind buchstäblich auch zusammengewachsen!
Meine kleine tibetische Hündin "Bibi" ist die Rudelführerin bei ihren Artgenossen - ich aber bin die Rudelführerin von allen. Was macht denn so einen Rudelführer aus? Er/Sie ist der/diejenige, die das Rudel durch das Leben mit seinen Gefahren und Problemen führen kann und deswegen auch sein/ihr letztes Wort im Zweifelsfall gilt. Die Bibi schlichtet den Streit zwischen den Rüden, weist zurecht, beschwichtigt aber auch, ja, sie setzt sogar meine Anweisung durch, wenn sie nicht sofort von dem Angesprochenen befolgt wird!
Wir schmusen miteinander (ja, auch auf Couch oder Bett nach meiner Einladung bzw. Antwort auf Anfrage), wir haben Spiellaune, wir arbeiten zusammen IM TEAM!!!!! Meine Hunde dürfen Widerworte haben, meine Hunde dürfen in der Arbeit intelligenten Ungehorsam zeigen, sie dürfen mitdenken, selbständig denken!!! Das fördere ich vom ersten Tag schon beim Welpen, der zu uns kommt - ohne Klicker, und ohne einen Zweifel aufkommen zu lassen, dass ICH im Zweifelsfall entscheide und dass diese Entscheidung zu respektieren ist. Dabei bleiben meine Hunde und ich im Dialog - und ich folge ihren Hinweisen, was in der (Menschen-) Therapie sehr wichtig ist.
Wir sind ein Rudel und wir sind ein Team - EINFACH HERRLICH!