Donnerstag, 21. November 2013

An die Hunde-Vermittlungsorganisationen


Letzte Woche war ich bei einer VK (Vorkontrolle). Bei einer Vorkontrolle soll festgestellt werden, ob zukünftige Hundebesitzer dafür geeignet und sich den kommenden Aufgaben und der Verantwortung bewusst sind. Dafür habe ich inklusive Anfahrt ca. 2 Stunden investiert. Ehrenamtlich, versteht sich. Ich beschreibe nun, was ich danach erlebt habe.

Es war eine nette junge Familie, bei der sich ein Hund wahrscheinlich sehr wohl fühlen würde. Ca. eine Stunde nach meiner Rückkehr von der betroffenen Familie erhielt ich einen Anruf von der Vermittlerin, die sehr enttäuscht klang. Die Familie hätte soeben angerufen und sie darüber informiert, dass ein bereits ins Auge gefasster Welpe nun wider Erwarten aufgrund einer Absage der bisherigen Interessenten doch noch zu haben wäre.

Ein großes Herz für Tiere, ein kleines für Menschen

Natürlich ist die Enttäuschung der Vermittlerin verständlich. Nicht nur, dass sie mich zu der Familie praktisch umsonst geschickt hatte. Sie selbst investiert Ihre Freizeit und auch finanzielle Mittel, um armen, meist kranken und beschädigten Hundeseelen zu helfen. Das ist eine Herzensangelegenheit. Da ist man entsprechend emotional involviert. Auf die Frage der Familie, ob man die VK nun irgendwie „anrechnen“ könnte, so dass eine weitere nicht mehr stattfinden müsste, reagierte sie verständnislos und empört. Das fehlte ja noch! „Nein, natürlich kann man das nicht“, war ihre Antwort.

Ein Herz für Hundehalter
Ich bitte darum!
Nun setze ich mich in erster Linie für Hunde ein. Aber mir ist es ebenfalls ein Anliegen, dass wir bei unserem Engagement stets berücksichtigen, dass wir es sowohl mit Hunden als auch mit Menschen zu tun haben. Und es gilt letztendlich beiden, nämlich dem Team Mensch-mit-Hund, zu helfen. Der Mensch ist dabei nämlich nicht nur ein wesentlicher, sondern gar der entscheidende Faktor. Diesen Vorfall nehme ich daher zwar als Anlass für dieses Schreiben, habe aber bereits eine Reihe an unschönen Erlebnissen mit Tierschützern sammeln können, die so sehr um die Tiere bemüht sind, dass sie die Menschen nicht mehr im Auge haben.

Anfangen kann ich mit meiner eigenen Erfahrung in dem Tierheim, aus dem mein Hund Sharik kommt. Man hat mir anfänglich eine Leine in die Hand gedrückt, wohlwissend, dass der damals ein Jahr junge Hund aufgrund der früheren Misshandlungen so verängstigt war, dass er sich platt auf den Boden drückte und auf keinen Fall mit einem Fremden bewegen wollte. Es war meine Hartnäckigkeit, mein Engagement und mein Knowhow (damals noch lange nicht so umfassend wie heute), die letztendlich dazu führten, dass Sharik heute mein treuer Begleiter ist und allen Fremden gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Ich bin zwei Wochen lang täglich im Tierheim bei ihm gewesen. Weder hat mich die dort arbeitende Trainerin in irgendeiner Weise unterstützt noch hat mit mir das Personal während der Zeit ein hilfreiches Gespräch gesucht. Und so wie mir ergeht es immer wieder anderen Interessenten in den deutschen Tierheimen.

Seien Sie hilfsbereit

Was nun die oben erwähnte Familie angeht: Wo bleibt da unsere Hilfsbereitschaft? Und wie gehen wir denn bitte mit der Ressource Zeit um? Selbstverständlich braucht bei dieser Familie nicht noch eine weitere VK statt zu finden. Das wäre eine Zeitverschwendung sowohl für die Familie als auch für den zweiten Prüfer. Bei allem Verständnis für die Enttäuschung der Vermittlerin sollten wir uns immer wieder klar machen, dass wir nicht nur den Tieren helfen wollen, sondern auch den Menschen. Und manchmal helfen wir sogar den Tieren am besten, indem wir den Menschen helfen.
Für mich ist es jedenfalls absolut verständlich, dass sich eine Familie den Hund solange sorgfältig aussuchen und dabei umentscheiden darf, solange sie sich für einen bestimmten noch nicht endgültig entschieden hat. Es wird schließlich ihr Hund für hoffentlich mehr als ein Jahrzehnt sein. Manchmal läuft es eben nicht nach unseren Wünschen.

Es liegt dann aber an uns zu zeigen, dass nicht nur die Spezies Hund eine ganz besondere ist. Sondern dass es eine noch großartigere gibt, die nicht nachtragend sondern verständnisvoll, überaus freundlich, schon mal uneigennützig und gerne hilfsbereit ist: die Spezies Mensch. Vergessen Sie daher bei der wertvollen Arbeit, die sie leisten, und der großen Leidenschaft für die Hunde die (Liebe zu Ihren) Mitmenschen nicht.

Auf viele erfolgreiche Vermittlungen.

Ihr Peter Stanberg

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